Folsäure bzw. Folat in der Schwangerschaft
Das „Mütter-Vitamin“ schlechthin ist das Folat. Fälschlicherweise wird Folat regelmässig mit Folsäure gleichgesetzt – dem ist jedoch nicht so. Mit Folat ist das wasserlösliche Vitamin gemeint. Als Folsäure wird es jedoch nur bezeichnet, wenn es sich um einen synthetischen Stoff handelt, der in Form einer Nahrungsergänzung zugeführt wird.
Folat ist für werdende Mütter unheimlich wichtig – so haben Schwangere einen deutlich erhöhten Folatbedarf während der Schwangerschaft. Wir zeigen Ihnen, was Sie zum Thema Folsäure in der Schwangerschaft wissen müssen.
Was ist Folsäure bzw. Folat?
Das sogenannte Folat gehört zu den B-Vitaminen, die wasserlöslich sind. Sie sind sowohl in tierischen, als auch in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten. Der Begriff Folsäure/Folat leitet sich aus dem Lateinischen "folium" (Blatt) ab. Gewonnen wurde dieses B-Vitamin erstmalig aus den Blättern des Spinats.
Sobald Sie die Folate mit der Nahrung aufgenommen haben, werden diese vom Körper umgewandelt, und zwar in das Tetrahydrofolat. Dieses wiederum ist absolut wichtig, damit sowohl das Zellwachstum, als auch die Zellteilung im Körper reibungslos funktionieren. Nur hierdurch kann Ihr Kind in Ihrem Körper optimal heranwachsen und gedeihen.
Da während der Schwangerschaft ein hoher Bedarf an Folat besteht, welcher über die einfache Aufnahme der Nahrung in der Regel nicht abgedeckt werden kann, besteht die Möglichkeit, die sogenannte Folsäure in nahrungsergänzender Form einzunehmen.
Die Folsäure ist sozusagen eine künstlich erzeugte Form der Folate. Sie kann allerdings deutlich besser vom Körper aufgenommen und verwertet werden.
Weshalb ist Folsäure bzw. Folat in der Schwangerschaft so wichtig?
Folsäure zählt zu den wichtigsten Vitaminen in der Schwangerschaft. Doch wofür ist Folsäure nun wirklich gut und was bewirkt sie? Die wichtigsten Funktionen sind:
- Folsäure dient dem Zellwachstum und der Zellteilung, sodass sich das Baby optimal entwickeln kann.
- Sie ist wichtig für die Entwicklung des Gehirns des Babys und fördert die Blutbildung.
Folsäuremangel
Ein Folsäuremangel verhindert, dass im Körper optimale Wachstumsprozesse erfolgen und ausreichend viele neue Blutzellen gebildet werden. Dies ist jedoch für die Entwicklung eines jeden Menschen immens wichtig.
In der Schwangerschaft kommt der Folsäure eine noch höhere Bedeutung zu, denn Sie müssen nicht nur sich selbst bzw. Ihren Körper, sondern auch den Körper Ihres Babys optimal mit Folat versorgen.
Probleme durch Folsäuremangel
- Anämie bei der Mutter (Blutarmut)
- Fehlbildung am Rücken des Babys (sogenannter offener Rücken)
- Fehlbildungen des Gehirns des Babys
- Verdacht auf weitere Funktionsstörungen des kindlichen Körpers, die derzeit noch untersucht werden (beispielsweise Frühgeburt, Störungen der Harnwege, Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, Herzfehler)
Folsäuremangel rechtzeitig erkennen
Um einem Folsäuremangel während der Schwangerschaft und den damit verbunden Komplikationen vorzubeugen, sollten Sie Folsäure sofort einnehmen, wenn Sie erfahren, dass Sie schwanger sind. Planen Sie eine Schwangerschaft, ist es ebenfalls sinnvoll, Folsäure einzunehmen.
Symptome eines Folsäuremangels
- Müdigkeit
- Schlappheit
- Reizbarkeit bis hin zur Depression
- blasse Haut
- Schwindel
- Kurzatmigkeit
In schweren Fällen auch:
- rote und wunde Zunge
- eingeschränkter Geschmackssinn
- Durchfall und Gewichtsverlust
Behandlung des Folsäuremangels
Bei Verdacht auf einen Folsäuremangel wird als erstes ein Bluttest durchgeführt. Da die Symptome hierbei ähnlich aussehen wie die eines Vitamin-B-12-Mangels wird mittels Bluttest untersucht, ob es sich wirklich um einen Folsäuremangel handelt. Stellt der Arzt ein Defizit fest, wird er Ihnen Folsäure verschreiben.
Während der Schwangerschaft sollten Sie die Folsäure ohnehin ergänzend einnehmen. Deshalb wird diese meist schon bei der ersten Untersuchung verschrieben.
Folsäure bei Kinderwunsch / vor der Schwangerschaft
Sie planen, in naher Zukunft schwanger zu werden? Dann sollten Sie schon rechtzeitig vor der Empfängnis mit der Einnahme der Folsäure beginnen. Am besten starten Sie damit, sobald Sie Ihr bisheriges Verhütungsmittel absetzen.
Zumindest sollten Sie ca. einen Monat vor der Empfängnis mit der Einnahme der Folsäure starten. Wann Sie schwanger werden können, ermitteln Sie am besten mit unserem praktischen Eisprungrechner.
Übrigens gibt es immer wieder Gerüchte, in denen es heisst, man würde durch Folsäure schneller schwanger werden. Dies konnte bislang jedoch nicht wissenschaftlich belegt werden. Allerdings ist sicher, dass die Folsäure sich günstig auf die Hormone im Körper auswirkt, die eine Schwangerschaft begünstigen können.
Warum ist Folsäure auch während des Stillens wichtig?
Muttermilch enthält neben vielen anderen Nährstoffen ebenfalls Folat. Damit versorgen Sie über das Stillen Ihr Baby weiterhin mit dem wichtigen Vitamin, das Babys gesundes Wachstum unterstützt in dem es wichtige Zellteilungs- und Wachstumsprozesse und die Blutbildung fördert.
Viele Ärzte und auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfehlen, auch während der Stillzeit zusätzlich Folsäure einzunehmen. Das Vitamin tut nicht nur Ihrem Baby gut, sondern auch Ihnen. Besonders nach der Geburt und während der Stillzeit ist eine gesunde Ernährung wichtig, um Ihre Kräfte wieder zu erlangen und das Abenteuer Familie bestens zu meistern.
Hierüber sprechen Sie jedoch am besten mit Ihrem Frauenarzt, denn die Meinungen darüber, ob Sie auch während der Stillzeit weiterhin Folsäure-Präparate einnehmen sollten oder nicht, gehen weit auseinander. Es ist daher am besten, wenn der Arzt eine Einzelfallentscheidung trifft, nachdem er Sie eingehend untersucht hat.
Lebensmittel – wo ist Folat drin?
Reichlich Folat steckt im grünen Salat, Gemüse (z.B. Brokkoli), Tomaten, Kartoffeln, Eiern, Fleisch und Vollkornprodukten. Aber Folat ist sehr empfindlich und wird durch Hitze, Licht und Sauerstoff fast vollständig zerstört und unwirksam. Genug Folat mit der Nahrung aufzunehmen, ist in der Schwangerschaft nahezu unmöglich.
Einnahme von Folsäure während der Schwangerschaft – das sollten Sie beachten
Um einem Mangel vorzubeugen, sollten Sie sich während der Schwangerschaft folatreich ernähren. Welche Lebensmittel diesbezüglich wichtig sind, hatten wir Ihnen bereits beschrieben. Hinzu kommt die tägliche Einnahme der Folsäure, welche Ihnen gegebenenfalls vom Arzt verschrieben wird.
Der Tagesbedarf liegt während der Schwangerschaft bei 550 Mikrogramm Folat-Äquivalenten. Diese sollten Sie zum Grossteil (ca. 400 Mikrogramm) über die Folsäure aufnehmen. Die restlichen 150 Mikrogramm versuchen Sie am besten über die Nahrungsaufnahme abzudecken. Auf diese Weise entsteht ein harmonisches Gleichgewicht.
Ob es in Ihrem Fall ratsam ist, die Folsäure während der gesamten Schwangerschaft einzunehmen, besprechen Sie am besten mit Ihrem Frauenarzt.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt grundsätzlich die folgende Tageszufuhr:
Alter | Folat-Äquivalent pro Tag |
0 bis 4 Monate | 60 Mikrogramm |
4 bis 12 Monate | 80 Mikrogramm |
1 bis 4 Jahre | 120 Mikrogramm |
4 bis 7 Jahre | 140 Mikrogramm |
7 bis 10 Jahre | 180 Mikrogramm |
10 bis 13 Jahre | 240 Mikrogramm |
ab 13 Jahren | 300 Mikrogramm |
schwangere Frauen | 550 Mikrogramm |
stillende Frauen | 450 Mikrogramm |